Nein, der metaphorisch anmutende Name dieses Volkslaufs in Essen hat nichts mit dem aufkommenden oder erhofften Frühlingsanfang zu tun, sondern geht auf ein prominentes Mitglied des Veranstalters, TUSEM Essen zurück. Ein gewisser August Blumensaat war ein auch international erfolgreicher Langstreckenläufer aus den eigenen Reihen, den man mit diesem Gedächtnislauf seit 33 Jahren ein Andenken bewahrt.

Blumensaat selbst war, so ist zu lesen, eher hart gegen sich selbst und forderte das auch kompromisslos von seinen Laufkollegen. Vielleicht muss es genau deshalb bei diesem Lauf einen besonderen Anreiz für eine besondere Leistung geben. Gemeint ist die Bestzeitenglocke. Beim Blumensaatlauf besteht die einmalige Gelegenheit, durch deren Betätigen seiner neuen persönlichen Bestzeit einen einzigartigen akustischen Nachhall zu verschaffen und mit diesem Lied sich selbst für kurze Zeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Läuferwelt zu rücken. Da der Blumensaatlauf mit seiner flachen windgeschützten Strecke und mit genau nur einer einzigen Kurve als Pendelstrecke alle Voraussetzungen für schnelle Zeiten mitbringt, war für unser kleines Team von der LG Burg ein Start am Baldeneysee eine klare Sache.

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So standen wir also in dieser Hinsicht mit unserem eigenen Projekt im Kopf dicht gedrängt in der Startaufstellung, hatten unseren Körper zuvor mehr oder weniger zielgerichtet und ausdauernd geformt, um am Tag X das ersehnte Gesamtkunstwerk in Form neuer Bestzeiten zu erschaffen. Ob das Vorhaben tatsächlich gelang, war die Frage. Also folgen wir hier mit diesen wenigen Zeilen dem alten Schiller und lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten, was durch die schwache Kraft entspringt oder entsprungen ist! Die "Schwache Kraft" war dabei nämlich das Stichwort, als wir mit über 400 Läuferinnen und Läufern auf das Startsignal für die 10 Km warteten. Niemand traute sich, angesichts zahlloser Disziplinlosigkeiten in der jüngsten Vergangenheit und allerlei Zipperlein zu, das Thema erfolgreich zu gestalten.

Fest steht aber, dass Schiller es mit seiner Glocke auf den Punkt gebracht hat: Von der Stirne heiß Rinnen muss der Schweiß! Und zwar auf einer landschaftlich reizvollen Strecke entlang des Uferweges immer den See vor Augen, wobei der Uferweg auf der Landseite mit einer bewaldeten Hanglage glänzen kann. Angesichts der beengten Platzverhältnisse auf dem Uferweg waren Zuschauer eher selten vertreten. So können die 10 Km und erst recht der auch angebotene Halbmarathon zur mentalen Herausforderung werden. Wie viele Teilnehmer dann im Ziel tatsächlich die Glocke läuten durften, ist nicht überliefert.

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Überliefert ist aber sicher, dass sich aus unserem kleinen Team Ellen Brormann mit einem großen Leistungssprung dieses Vergnügen erarbeiten konnte! Ich hingegen nahm mir die Mahnung Schillers zu Herzen, der meinte, "Wenn die Glock soll auferstehen Muss die Form in Stücke gehen". Dieses Leid wollte ich mir heute ersparen und hielt mich zurück. Aber dennoch bestand angesichts der glücklichen Gesichter im Ziel nicht nur für mich, sondern wohl für alle Läuferinnen und Läufer kein Zweifel mehr daran, dass sich dieses Leiden lohnt. Es kann nichts Schöneres geben, als so schnell wie nie ins Ziel zu fliegen. Insofern freuen wir uns auf den nächsten Blumensaatlauf, wenn wir es wieder hören können: das Lied von der Glocke! Weitere Infos hier: blumensaatlauf.de

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