Die fehlenden Wettkämpfe stellen uns Läufer vor eine große Herausforderung, da ein wichtiger Anreiz für systematisches Training fehlt. Um das Training dennoch auf hohem Niveau zu halten, sind neue Ideen gefragt. Geocaching ist dabei ein interessanter Kandidat. 

Dosen in der Landschaft
Man glaubt es kaum, aber überall im Lande sind für den normalen Läufer unsichtbar, kleine Dosen in der Landschaft versteckt. Allein in läuferischer Reichweite von Rheda-Wiedenbrück findet man auf den einschlägigen Portalen (z.B. www.geocaching.com, www.opengeocache.de) einige Hundert dieser Locations zum Suchen. Weltweit sind es wohl Millionen.

Highlights finden
Und darum geht es: Wer z.B. auf ein landschaftliches, kulturelles oder bauliches Highlight eines Ortes aufmerksam machen will, versteckt dort vor Wind und Wetter geschützt eine kleine Filmdose (oder unzählige Varianten dieser ursprünglichen Idee). Die Geokoordinaten des Verstecks gibt man über ein spezielles Portal bekannt. Suchen muss man aber trotzdem! Schon angesichts der unvermeidbaren Ungenauigkeit der Positionsbestimmung kann sich der Fundort je nach Örtlichkeit in einem Umkreis von bis zu 15 Metern befinden. Dagegen ist der verlegte Haustürschlüssel in der Wohnung oft ein Kinderspiel. Und weil das so ist, kann man sich bei der Cachebeschreibung einen kleinen Hinweis („Hint“) anzeigen lassen. Sehr empfehlenswert, wenn eigentlich nur ein kleiner Anreiz für das Laufen gefragt ist, um nicht stundenlang suchen zu müssen. Der glückliche Finder trägt sich mit seinem Usernamen vor Ort in ein kleines Logbuch ein, welches sich in der Dose befindet. Anschließend wird der (erfolgreiche) Besuch auch auf dem Portal selbst geloggt. Derjenige der den Cache angelegt hat, der sogenannte „Owner“ kann beide Angaben abgleichen und so überprüfen, ob man den Cache tatsächlich gehoben hat.

Die richtige Ausrüstung ist gar keine. Man braucht nur ein Smartphone mit gutem GPS. Klar, wer bei jedem Wetter dem Spaß nachgehen will sollte sich einen robusten GPS-Empfänger zulegen. Und den Kugelschreiber nicht vergessen. Los geht`s.

Ein erster Versuch führt mich an einem sportlich müden Sonntagmorgen für den Einstieg zu einem leichten, harmlosen Fundort in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Der Owner ist offensichtlich großer Fan von nordischen Mythen, wie die Cachebeschreibung verrät. Der Cache ist familienfreundlich in der Nähe eines Spielplatzes angelegt und schnell gefunden. Bevor ich auf das Versteck losstürze checke ich, ob ich von Muggles beobachtet werde. Muggles sind alle diejenigen, die nicht wissen sollten, dass sich dort ein Geocache befindet. Also vor allem Leute, die selbst noch suchen wollen oder eben alle anderen. 

Ein schneller Erfolg motiviert mich, die Sache zu wiederholen. Das nächste Wochenende verbringe ich in Ostfriesland. Die tropischen Temperaturen machen diesmal das Laufen schwer, der lange Lauf zum Deich soll deshalb durch einen weiteren Fund belohnt werden. Der Weg führt mich am schönen Benser Tief entlang zu einer Skulptur namens „Mooreiche gerahmt“. Ich habe mich schon immer gefragt, warum man ausgerechnet an dieser Stelle altes Holz in einem verrosteten Holzrahmen aufhängt. Heute soll dieses Rätsel gelöst werden. Bei dem Holz handelt es sich um eine alte Mooreiche. 

Mooreichen sind ein Symbol für die ostfriesische Landschaft und ostfriesisches Leben. Wie der Name schon sagt, werden Mooreichen dem Moor entnommen. Das Holz ist extrem hart. Das macht sie zu einem idealen Scheuerpfahl für Rinder und Pferde, die sich nun mal selbst nicht kratzen können. Den in Bensersiel endenden Ostfriesenwanderweg zieren auf seinen 96 Kilometern ganze 24 Mooreichen.

Der Hint verrät mir, dass der Cache magnetisch ist. Der Cache ist also wohl im Rahmen der Skulptur versteckt. Von den Mooreichen aus mache ich mich nach der Suche auf den kurzen Weg nach Bensersiel. Dort warten noch weitere Verstecke in der Hafenregion, die ich aber wegen extremer Mugglegefahr auslasse. Zur Belohnung für die ganze Schufterei laufe ich anschließend in das benachbarte Ostbense, um ein erfrischendes Bad im Wattenmeer zu nehmen. Auch dort ist im Übrigen noch ein Cache versteckt. Am Ende habe ich immerhin eine zusätzliche Trainingseinheit von 15 Km auf der Uhr stehen. Nicht schlecht.


 

Fazit: Mit Geocaching kann man kleine Erfolge erleben und tatsächlich interessante Einsichten finden. Den Körper fordern, und die Umgebung tief durchdringen, das ist wirklich eine wunderbare Kombination für eine zusätzliche Trainingseinheit. 

In der nächsten Folge wird das Lauftraining in den Alltag integriert. Wir werden mehr laufen und als Belohnung auch mehr im Leben haben.