Der Benzinverbrauch ist astronomisch, der Motor verrußt, Schadstoffe dringen noch weitgehend ungefiltert in die Umgebung. Dass alles passiert, wenn man sein Auto mal eben kurz zum Einkaufen an den Start bringt. Diese Probleme haben unsere eigenen zwei Beine nicht. Genau das Gegenteil ist der Fall. Der Körper kommt auf Betriebstemperatur, die Denkfähigkeit steigt und die Beweglichkeit nimmt zu. Wir würden also nicht nur der Umgebung, sondern vor allem uns selbst einen großen Gefallen tun, wenn wir das Lauftraining auf diese Art und Weise anreichern. Aber kann das wirklich funktionieren? Wie wird das Duell Auto gegen Rucksack ausgehen? Ein Rucksack ist schließlich kein Kofferraum.

An einem frühen Samstagmorgen schnüre ich die Laufschuhe, schnappe mir den großen Wanderrucksack und mache ich mich auf den Weg zum Markt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Die erste Überraschung ereilt mich schon bei der Ankunft. Für die nicht ganz 2 Km habe ich rund 10 Minuten gebraucht. Mit dem Auto wäre ich kaum schneller gewesen. 1:0 für meine neue Trainingseinheit.
Ich reihe mich brav in die Warteschlange am großen Gemüsestand ein. Jetzt heißt es, überlegt zu handeln. Keine Chance für einen spontanen Kohlrabi, viel zu schwer. Frische Kräuter? Auch eher schlecht, die überleben das Gerüttel im Rucksack nicht. Tomaten, gehen gar nicht … Zwischenfazit: Das Auto holt auf. Es steht 1:1.

Mit Knoblauch, Porree und Äpfeln im Gepäck mache ich mich auf die Reise zur nächsten Station. Ich laufe durch die Stadt zum Tintenshop. Schon nach ein paar Metern duftet es nach leckerem Gebäck. Jetzt noch Pflaumenkuchen mitnehmen? Schlechte Idee, in so einem Rucksack. Ich laufe also weiter. Sogar am Sportgeschäft husche ich vorbei, ohne mir etwas zu gönnen. Der Wanderrucksack trägt sich derweil auch beladen gar nicht so schlecht, also laufe ich nach dem Tintenshop noch zur Bank. Tintenpatronen sind eine kostspielige Angelegenheit. Für die kleine Aktion hätte ich mein Auto erneut umparken müssen und dabei auch noch Zeit verplempert. Klarer Treffer für die Joggingtour, 2:1.

Wieder Zuhause kann ich immerhin eine zusätzliche Trainingseinheit von fast 5 Km notieren. Zufrieden genieße ich nicht nur den kleinen Sieg über meine Bequemlichkeit, sondern freue mich auch über die Disziplin beim Einkauf. Das gesparte Geld investiere ich bestimmt in die nächste Startgebühr. Zur Belohnung gibt es ein zweites Frühstück. Damit steht es 3:1 für das Laufen.

Am nächsten Wochenende packt mich nach diesem ermutigenden Verlauf der Ehrgeiz. Ich brauche neue Laufschuhe, die man natürlich nur bei seinem Händler des Vertrauens kauft. Am besten einen, der seinen Vornamen selbstbewusst zum Firmennamen macht. Von genau so einem Laufladen trennen mich schlappe 12 Km. Ich ziehe mir also ein letztes Mal die ausgelatschten Laufschuhe an und mache mich auf den Weg. Die Sache glückt. Nach exakt 75 Minuten drücke ich an meiner Laufuhr stolz auf die Stopptaste. Nach fachkundiger Begleitung und nur fünf Anproben später ist der bequemste aller Laufschuhe gefunden, den ich natürlich gleich anbehalten darf. Ein Traum! Kleiner Schönheitsfehler: den anstehenden Rückweg hatte ich irgendwie verdrängt. Da man niemals denselben Weg hin und zurück läuft, finde ich mich nach ein paar Kilometern zwar auf einem schönen Waldweg wieder, aber allmählich schwinden die Kräfte. Ziemlich anstrengend so ein Einkaufsbummel. Insgesamt gute 2 ½ Stunden Rennerei. Trotz alledem klare Empfehlung dafür laufend einzukaufen.

Fazit: Der Alltag ist ein Trainingsparadies, so kann man tatsächlich mehr vom und im Leben haben.