Ein virtueller Wettlauf mit der viRACE-App – ein Erfahrungsbericht – 

Ein virtuelles Rennen mit Zeit- und Streckenmessung in Echtzeit?

Das musste ich doch einmal ausprobieren. Bislang kannte ich ja nur die Rückmeldung der Zeit auf Treu und Glauben anhand der selbst gestoppten Zeiten mittels Laufuhr oder den bekannten Lauf-Apps.

Also App (viRACE) runterladen und Profil anlegen, soweit so unspektakulär. Ein Blick in die Liste der angebotenen Läufe ließ mich aber schon staunen. Viele Stadt- und Landschaftsläufe fanden sich dort, hauptsächlich aus der Schweiz und Österreich, aber auch z.B. aus Portugal und Deutschland. Mit Streckenlängen von 2,5 bis 50 km. Teilweise als „Open Race“, also ohne gemeinsamen Start, mit einem frei wählbaren Zeitpunkt in einem vorgegebenen Zeitraum, teilweise zu einer festen Startzeit.

Und genau so einen Lauf hatte ich mir ausgesucht. Ein 5 km-Charity-Lauf, mit dem auf die Thematik Organspende aufmerksam gemacht werden sollte. Der Lauf war auch schon im letzten Jahr virtuell durchgeführt worden, damals aber noch als Open Race. Dieses Jahr hatten sich über 4000 Läufer angemeldet.

  

Nach der Anmeldung kam zu passender Zeit der Anmelde-Code mit weiteren Instruktionen, wie die App anzuwenden ist und welche Einstellungen und Berechtigungen die App benötigt, um einwandfrei zu funktionieren. Besonders die Berechtigung für die GPS-Nutzung sollte überprüft und sichergestellt werden und der Akku sollte vollgeladen sein. Ebenso wurde auch die Verwendung von Kopfhörer für eine einwandfreie Kommunikation vorgegeben. Um sicher zu gehen, dass Netz und GPS bei mir funktionierten, hatte ich mir eine offene Strecke ausgesucht (leider mit Gegenwind 😊). 

Vor dem eigentlichen Lauf war ein Warm-up von einer Stunde vorgeschaltet. 30 min vorher habe ich die App gestartet, die Stöpsel in die Ohren gesteckt und mich auf dem Weg gemacht. Die App überprüfte in dieser Zeit die GPS-Verbindung und gab Tipps, wenn das Signal noch nicht optimal war. Alle 5 Minuten gab es weitere „motivierende“ Hinweise. Ab 10 Minuten vor Start kamen die Hinweise jede Minute. Kurz vor dem Start noch ein Grußwort vom Veranstalter und pünktlich um 17.00 Uhr gab es das Startsignal. 

Im 2 Minuten-Rhythmus gab es nun Hinweise zur zurückgelegten Strecke, der aktuellen Platzierung oder stimmungsvolle Sambamusik als Anfeuerung. Da ich auch meine Laufuhr angeworfen hatte, merkte ich schnell, dass es bzgl. der Strecke eine Differenz gab. Die Ansagen kamen ca. 400 m später und daher gab es auch bei der Zeit Abweichungen. Nach dem virtuellen Zieldurchlauf (bei 5,4 km) gab es noch ein paar Ansagen und Glückwünsche vom Veranstalter und der Hinweis, wo es die Ergebnisse und Urkunden zum Runterladen gibt. Das angezeigte Ergebnis entsprach in etwa meiner Zeit nach 5 km. Irgendwie waren anscheinend nur die ersten 400 m nicht gewertet worden. 

Davon mal abgesehen, dass ich aufgrund der Verschiebung in der Streckenmessung etwas mehr laufen musste, war der Lauf trotzdem sehr kurzweilig.

Soweit hatte bei mir also alles ganz gut funktioniert und ich habe mit einem guten Gefühl den Lauf ausklingen lassen. Die Überraschung gab es dann am Abend. Es war zu technischen Problemen gekommen und die Ergebnisse waren nicht korrekt übermittelt worden. Der Veranstalter hat daraufhin kurzfristig den Lauf doch noch auf ein Open Race umgestellt, damit jeder der wollte eine Zeit erlaufen konnte. Wer vom ersten Lauf Daten über eine Laufuhr oder App hatte, konnte diese auch auf die Seite des App-Erstellers hochladen oder per Mail zurückmelden. Davon haben dann ca. 1800 Läufer gebraucht gemacht 

Das Format eines gemeinsamen Starts aller Teilnehmer hat m.E. schon einen gewissen Reiz. Sich zu einem festen Zeitpunkt an einer virtuellen Linie einzufinden, lässt ein wenig die Spannung und Vorfreude eines „echten“ Wettkampfes aufkommen. Man kommt wieder in die Routinen der Vorbereitung rein und ich habe schon auch ein bisschen Nervosität verspürt, rechtzeitig am Start zu sein und an alles gedacht zu haben. Die Ansagen während des Laufes waren nett gemacht, auch wenn sie natürlich nicht mit der Stimmung vom Rand eines realen Volkslaufes wie in St. Vit oder beim Christkindellauf vergleichbar sind. Eine gute Wettkampfzeit darf bei der App ebenso nicht im Fokus stehen. Dafür ist m.E. die Erfassung der Strecke und der Zeiten zu ungenau. Wer sich aber einmal auf seiner Lieblingsstrecke pushen lassen und damit primär gegen sich selbst antreten möchte, für den ist diese App zu empfehlen.

 Wenn wieder mal ein Charity-Lauf in diesem Format angeboten wird, könnte ich mir vorstellen wieder dabei zu sein.

Dirk