Zufällig las ich davon, dass fünf der sieben Marathon-Weltrekorde seit 2003 mit Negativ-Split erzielt wurden. Vielleicht auch ein Konzept nochmals an der persönlichen Bestzeit zu arbeiten, statt sich immer wieder aufs Neue wie von Sinnen auf den ersten Kilometern um Kopf und Kragen zu rennen?

Um den Negativ-Split auszuprobieren und die alternative Renneinteilung trainieren zu können, suchte ich deshalb am Wochenende spontan nach einem geeigneten Volkslauf. Der Volkslauf sollte möglichst zwei Runden aufweisen und musste natürlich auch lang genug sein. Außerdem sollte er ein anspruchsvolles Streckenprofil bieten, um die Krafteinteilung ausschließlich nach Gefühl und nicht nach der Uhr steuern zu können. Genau diese Voraussetzungen erfüllte am Wochenende, 9.11.2019 der Detmolder Herbstlauf des SV Diestelbruch.

Der anspruchsvolle Crosslauf sammelt seine ca. 360 Höhenmeter und diesmal total vermatschten 20 Kilometer im Leistruper Wald des Detmolder Ortsteils und Luftkurortes Diestelbruch. Mitten im Lipperland. Auch wenn man nicht läuft, lohnt der geschichtsträchtige Leistruper Wald einen Besuch. Er besticht mit seinem sehr schönen Laubbaumbestand, beherbergt zwei Quellen, einen Waldlehrpfad und ein ca. 3.500 Jahre altes Steinhügelgrab (Quelle: Wikipedia).

Die größte Herausforderung bestand erwartungsgemäß darin, die Pace auf den ersten Kilometern zu bremsen. Ich griff zu einem mentalen Trick und stellte mir vor, dass hinter der jeweils nächsten Kurve eine ganz böse Steigung warten würde. Ich malte mir aus, wie ich aufgrund der eingesparten Kräfte dann locker ohne Gehpause diese Herausforderung meistern würde. Dieses Mantra war tatsächlich sehr effektiv. Die erste Runde war mit 52:06 Minuten deutlich langsamer als die zweite (49:03 Minuten). Der psychologische Effekt des Negativ-Splits ist ebenfalls nicht zu unterschätzen! Ein gebremstes Tempo vertreibt die üblichen Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit. Der unerwartete und beste Effekt des Negativ-Splits war aber die Erfahrung, mal nicht in totaler Erschöpfung hinter der Ziellinie zu landen. Das ist fast so schön, wie eine neue persönliche Bestzeit.