Läuferische Träume von Bestzeiten, dem erwarteten Flowerlebnis oder sogar Pokalen beherrschen den Alltag des Läufers, werden aber gerne mit einem Understatement kaschiert. Niemand möchte schließlich im Ziel als sich selbst überschätzender sportlicher Spinner entlarvt werden. Eigentlich schade, dass der persönliche Optimismus und Anspruch in unserem Kulturkreis nur so selten offen ausgelebt werden kann. Wäre nicht ein entspannter Umgang mit den eigenen Stärken die bessere Variante?

Wie dem auch sei, auf der Suche nach einer attraktiven Plattform für die weitere Perfektionierung dieser Untugend, ist ein eingespieltes, generationenübergreifendes Team (Foto) der LG Burg auf den Darß-Marathon gestoßen. Das uns ausgerechnet dort eine völlig andere, wirklich konstruktive Perspektive auf dieses Thema geboten wurde, gehört zu den Überraschungen, die man als Läufer hin und wieder einfach braucht.So machten wir uns auf den Weg, zu unserem Campingplatz im sehr winterlichen Nationalpark der Boddenlandschaft an der Ostseeküste Vorpommerns.

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Zwischen dem lagunenartig stillen, eigentümlich flachen Boddengewässer und der karibisch grünblau schimmernden Ostsee, liegt mit kilometerlangen weiß glänzenden Sandstränden die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Sie ist nicht nur für den Bernstein bekannt, sondern ist auch die phänomenale Bühne für den Darß-Marathon, der im Streckenverlauf beide Gewässer miteinander verbindet. Vom Start im Örtchen Wiek, mit den schönen reetgedeckten Häusern, führt die Strecke entlang der Boddenwiesenlandschaft zum beliebten Badeort Prerow. Ein strategisch wichtiger Punkt, denn nach den ersten Kilometern braucht man meist schon eine psychologische Unterstützung, um nicht den Faden für die Renntaktik zu verlieren. Perfekt insziniert und positioniert findet deshalb dort zeitgleich der berühmte Spinn-Marathon des Heimatmuseums statt. Die Spinnerinnen sitzen dabei in einer langen Reihe an der Straße und zeigen in ihren Trachten, dass Ausdauer machbar ist und Spinnen zu Unrecht einen sprachlich fraglichen Ruf hat.

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Selbstverständlich werden die Läufer auch noch mit einem Lächeln angefeuert. Mit dieser Motivation können sich die 694 Halbmarathonis heute anschließend den restlichen Kilometern mit neuer Zuversicht stellen. Auf dem Rückweg über Binz durchquert man kilometerlange, von glitzernden Gewässern durchzogene Wälder auf diesem so zerbrechlich wirkenden schmalen Landstrich. Eine wirklich beeindruckende Naturerfahrung, die mit viel Glück sogar durch kreisende Seeadler gekrönt werden kann.

Im Ziel an der Darßer Arche wurde jeder Finisher und jede Finisherin nicht nur mit einem unendlichen Vorrat an Energieriegeln versorgt, sondern durch eine humorvolle und warmherzige Siegerehrung auf riesigen Strohballen gewürdigt. Genau in diesem Moment - noch mit dem Bild von den fleißigen Spinnerinnen vor Augen - wurden dann endlich die vorherigen, wirklichen Ambitionen im Kreise der Familie und des Teams offenbart. So wurde klar, es gibt überhaupt keinen Grund seinen Glauben an die eigene Stärke und gute Zeiten im Vorfeld zu verstecken, denn der Darß-Marathon hat gezeigt, wie es am besten läuft: total gesponnen. Weitere Informationen und Ergebnisse hier: https://www.darss-marathon.de/service/ergebnisse.html

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