Wer auf der Suche nach neuen Lauferlebnissen ist, sollte sich mit dem UrLandlauf der LG Oerlinghausen beschäftigen, der den bisherigen traditionellen Berglauf ablöst. Diesmal musste er noch bis zum 29.08. virtuell stattfinden, aber dafür besteht Gelegenheit, statt des obligatorischen Startgelds einen Betrag zur Wiederaufforstung zu spenden. Die Sache hat sich für mich so oder so mehr als gelohnt. Der UrLandlauf verschafft ein einzigartiges Lauferlebnis.

Freundlich ausgedrückt, dient unablässiges Training von uns Läufern doch eigentlich nur einem einzigen Ziel, nämlich die natürlichste aller Arten der Fortbewegung aufrechtzuerhalten und so den eigenen Aktionsradius zu erweitern. Der innere Antrieb dazu geht wohl auf eine längst vergangene Zeit zurück, in der diese Fähigkeit überlebenswichtig war und vornehmlich dem Nahrungserwerb diente. Sie hat sogar vielerorts zu einzigartigen Kulturlandschaften geführt, weil man für Wettkämpfe damals einfach gar keine Zeit hatte. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist die Sennelandschaft, wie man im Archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen lernen kann. Vor dessen Haustür kann man nun, dem UrLandlauf sei Dank, in diese Form der Landschaftsgestaltung läuferisch eintauchen. UrLand steht dabei für die Verbindung aus Naturschutzgroßprojekt Senne und der gezielten Vermittlung historischer Landschaftsgestaltung durch die Profis vom Museum.

Die Strecke startet am ansehnlichen Rathaus der Bergstadt und führt mich zunächst entlang der bekannten Hermannslauf-Fanmeile. Aber natürlich biegt man nicht rechts ins Schopketal ab, sondern läuft schon bald in den Wald hinein, vorbei an dem einladenden Wassertretbecken. Von dort aus bieten sich die ersten wunderschönen Ausblicke auf die Senne und das angrenzende Tiefland. Schon bald erreicht man mit der Weggabelung am ominösen Tönsberg erneut ein Highlight des Hermanslaufs. Aber keine Angst, das lassen wir links liegen. Stattdessen geht es über einige kleinere Steigungen weiter, um dann mit Anschub in die Wistinghauser Senne einzulaufen. Plötzlich öffnen sich weite Wege und die Landschaft wird heller und licht. Das hat man davon, wenn große Pflanzenfresser die Herrschaft übernehmen! Schon bald stößt man auf den langen Wegen durch diese sandreiche Gegend auf eine wichtige Schlüsselfigur für die Balance aus Naturnutzung und Naturschutz.

Schottische Hochlandrinder werden zunächst in Form einer Stahlskulptur nur warnend angekündigt, säumen kurze Zeit später gelassen grasend meinen Weg. Im Übrigen in schöner Eintracht mit den südenglischen Exmoor-Ponys und klassischen Ziegen. Rind und Pferd sind angeblich ganz gelassene und entspannte Vertreter ihrer Art. Sie sorgen dafür, dass das „Gestrüpp“ kurz bleibt und seltene Vogelarten wie Baumpieper und Heidelerche sich hier wohl fühlen. Immerhin folgt mir, wie zur Bestätigung, auf einigen Metern ein Buntspecht. Sehr schön auch, dass den heutigen Weidetieren, das Schicksal ihrer Vorfahren erspart bleibt.

Nach einigen Kilometern kehrt man der Senne den Rücken zu, um einen sehr langen Anstieg, wieder in Richtung Teutoburger Wald zu laufen. Beim Halbmarathon hat man aber das Vergnügen, sich gleich zweimal an den zotteligen Rindern vorbei schleichen zu müssen. Der Rückweg führt nach der zweiten Runde unter anderem über einen einsamen schmalen Pfad zum Freilichtmuseum und von dort zurück zum Ausgangspunkt in der Altstadt.

Dank der Unterstützung von Rindern und Pferden kann man also beim UrLandlauf eine unverfälschte und natürliche Landschaft genießen: das ist echt tierisch urig.

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