1. KlosterLauf Wiedenbrück – ganz offen

Ausgerechnet ein Kloster, den im wörtlichen Sinne „verschlossenen Ort“, zum erfolgreichen Ausgangs- und Endpunkt einer körperbetonten Massenveranstaltung zu machen, war die Challenge des 1. Klosterlaufs Wiedenbrück. Konnte das gelingen? Eine gewisse Skepsis war angebracht. Schließlich herrscht im Kloster der Benediktinerrinnen in Varensell offenkundig eine Disziplin beim Tagesablauf, die jede noch so ambitionierte Marathonvorbereitung echt alt aussehen lässt: Fünfmal am Tag Gebet und in der Zeit dazwischen dem Motto entsprechend auf der Suche nach Gott, meist schweigend.

Klingt für den geübten Volksläufer befremdlich und es konnte die Befürchtung aufkommen, dass der Sport in den Hintergrund zu treten habe. Als aber endlich am Starttag die Oberin der Glaubensgemeinschaft in ihrer kleinen Ansprache offen und geschickt die lebenslange Suche nach Gott mit den Herausforderungen des Läuferlebens verglich, wurde deutlich, dass es zwischen den luftig bekleideten Sportlern und den Trägerinnen der selten gewordenen Nonnentracht mehr Verbindungen gibt, als auf den ersten Blick zu vermuten. Mit ihren Worten fühlte man sich als Läufer und Läuferin doch irgendwie abgeholt und anerkannt. Dazu passte, dass die neun Glockenschläge diesmal nicht zum Gebet einluden, sondern als Startsignal die fast 190 Teilnehmer auf die Reise schickten. Anschließend war Zeit genug, mit den eigenen Beinen das verbindende Element zwischen den so unterschiedlichen Lebensweisen auf die Spur zu gehen.

Der Weg der Erkenntnis

Bei den sommerlichen Temperaturen brauchte man nicht einmal die staubigen ersten Schotter-Kilometer bis zum bekannten hiesigen Bioladen und dem Gelände des Reitervereins, um zu kapieren, worauf es beiden ankommt: Disziplin und Ausdauer! Schon bald war zudem die Sache mit den Schatten spendenden Bäumen und dem federnden Kiesweg vorbei. Aus dem Landschaftslauf wurde ein kilometerlanger Landstraßenlauf zwischen Start- und Zielort. Fast schon ein Sinnbild dafür, dass meist Entbehrungen den Weg zur Erkenntnis und zum Erfolg pflastern. Viele wurden wohl auf dieser Etappe gen Horizont unaufhörlich langsamer, aber Aufgeben war doch keine Option, wie den Worten der Oberin zu entnehmen war. So konnte man sich als sportliche Abwechslung nur an den vielleicht einen halben Meter hohen Micro-An- und Abstiegen auf dem Fahrradweg abarbeiten, um in Lintel herzlichst mit Erfrischungen und einem Rasensprenger begrüßt zu werden. Endlich gab es am Postdamm wieder Schatten und man konnte an dem ehedem fast zur LG Burg-Sportstätte avancierten Jägerheim (man erinnere sich an den Sylvesterlauf und dem virtuellen Nightcup) in die bekannten heimischen Gefilde unseres geliebten Trainingsterrains eintauchen. Als LG Burgler fühlte man sich auch auf dem folgenden Horstwiesenweg an die Zeit der bahnlosen Intervalleinheiten erinnert, die angeblich immer falsch vermessen waren. Dann folgte die Strecke unserer geliebten Ems, um nach dem historischen Reckenberg-Ambiente das Ziel allmählich in Hörweite zu bringen.

 LG Burg - alle Verein(t)

Der Zieleinlauf hatte es in sich. Eine bessere Aufgabe hätte man weder Mönchstraße noch dem Patersbogen an diesem Tag geben können, wurde doch das Thema „Klosterlauf“ nochmals auf den Punkt gebracht. Die zahlreichen Zuschauer bildeten einen wirklich wunderbaren Empfang, der noch durch die „Medaille“ abgerundet wurde. Damit stand auch fest, dass die LG Burg, mit all den Helfern von der Startnummernausgabe, über die stets aufmerksamen und gut gelaunten Streckenposten bis hin zum Organisationsteam und der „Stimme“ des Ganzen, mit Martin Masjosthusman, für ein perfektes Umfeld gesorgt haben. Fast müsste man in diesem Fall sogar die biblischen Parallelen bemühen, wenn es um den hübschen Garten des Wiedenbrücker Klosters geht,

der anschließend für alle Aktiven zum ersehnten Sammelpunkt wurde. Was wurde also aus der Challenge? Hat der Klosterlauf das Zeug zu einem neuen Landschaftslauf in der Szene zu werden oder bleibt es bei dem einmaligen Versuch? Keine Frage, die Sache ging gut aus und hat tatsächlich das Zeug zur Fortsetzung! Denn mit dem Klosterlauf haben uns die beiden gar nicht so „verschlossenen Orte“ und ihre lebendigen Gestalter in Varensell und Wiedenbrück gezeigt, wie es am besten läuft: ganz offen.

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