Der ehemalige Direktor des Soester Predigerseminars, Theodor Nottebohm stiftete an der Schwelle zum 19. Jahrhundert den Soester Bürgern das Gelände des heutigen Stadtparks. Damals kam die Idee auf, dass Erholung ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist, an Sport dachte man dabei aber noch weniger. Das änderte sich bekanntlich und genau in dieser gepflegten Umgebung richtet der LC Soester Boerde seit vielen Jahren die Stadtmeisterschaft als abwechslungsreichen Geländelauf aus.

Bei nur 74 Finishern im Hauptlauf durfte sich dabei jeder Hoffnungen machen, in der eigenen Altersklasse zu den Topläufern zu zählen. Vier Runden braucht man, um nach nur 6.600 Metern ins Ziel zu laufen. Also kann man bei diesem gelungenen Crosslauf die alte Heimat überraschend neu entdecken. Man läuft einen Lauf der klein genug ist, um überraschend groß rauszukommen und dessen Maße in keine der vorherrschenden Schablonen passen. So entstand vor meinem geistigen Auge das Bild einer läuferischen Überraschungsparty. Genauso wollte ich mein persönliches Laufjubiläum nach 250 Volksläufen feiern, mit denen ich in den vergangenen gut fünf Jahren vor allem die hiesige Laufszene erkundet habe. Nach 3.350 Wettkampfkilometern stand ich diesmal also mit etwas erhabenem Gefühl an der Startlinie.

Der Startschuss fällt. Wenige Meter nach dem Start schaut die Büste des Stifters etwas irritiert auf die Läuferinnen und Läufer. Es kommt ein erster Trail. Anschließend heißt es auf den Parkwegen immer wieder Tempo machen, denn die nächste Passage durch das Unterholz ist nicht weit. Der ständige Tempowechsel ermüdet. Ich quäle mich den kleinen, aber fiesen Anstieg neben der Bahnlinie hoch. Die Beine brennen. Niemand nimmt Notiz von mir.

Ich stelle mir deshalb zur Motivation vor, wie Familie und Lauffreunde zu meinem Jubiläum eine Überraschungsparty organisiert hätten. Nichts ahnend öffne ich daheim die Wohnzimmertür und sie begrüßen mich mit Luftballons, haben längst vergessene Fotos dabei. Wir essen reichlich Pizza, trinken Bier, Wein und Grappa. Man erzählt sich Anekdoten aus dem unendlichen Fundus der Lauferlebnisse. Mit diesen Phantasien rette ich mich nach nicht ganz 30 Minuten ins Ziel. Erschöpft freue ich mich auf einen besinnlichen Abend, um daheim auf dem Sofa in aller Ruhe den einzigen Pokal meines Lebens in die Hand zu nehmen. Doch dazu kommt es nicht. Überraschenderweise …

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