Aus unserer neuen Rubrik "Angesagt" stellt Rainer Beckers diesmal den Diemellauf des Warburger SV vor. Die 10. Auflage des Lauf hätte am 28. März stattfinden sollen. Über einen möglichen Nachholtermin wird im Mai entschieden  :

„Diemellauf“, das klingt nach einer flachen, naturnahen Strecke in einer schönen Auenlandschaft im östlichsten Ostwestfalen. Tatsächlich aber stürzen sich Ende März des Jahres regelmäßig mehrere hundert Läuferinnen und Läufer von der hochgelegenen Neustadt der offiziellen Hansestadt Warburg hinab ins Tal.

Das starke Gefälle saugt die Sportler förmlich vom Start weg ins Diemeltal, um sich dann auf 5, 10 oder 21,5 Kilometern intensiv den landschaftlichen Ergebnissen eines Jahrtausende währenden Erosionsprozesses zu stellen. Erosion als Abtragung von Gestein und Boden durch Wasser ist schließlich dafür verantwortlich, dass Flüsse sich so ganz langsam in die Landschaft eingraben und Täler formen können. Wo Täler sind, sind aber auch Berge. Klar, auch hier hat wieder die Eiszeit zugeschlagen und es handelt sich beim Warburger Land um eine Börde mit diesem fruchtbaren Boden und so (siehe Welver Crosslauf).

Die ersten Kilometer laden noch dazu ein auch den ein oder anderen Blick auf die Landschaft zu werfen oder die teils historischen Brücken zu bewundern. Vielleicht sieht man sogar einen der berühmten Blutströpfchen. Diese seltene Schmetterlingsart fühlt sich im Diemeltal richtig wohl. Doch dann wird es ernst. Nach vielleicht rund fünf Kilometern folgt nicht weit vom ersten Verpflegungspunkt ein langer, trailartiger Anstieg durch ein Waldgebiet. Nach einer recht großen Runde stößt man wieder auf den Verpflegungspunkt, überquert die Diemel und zumindest für die Halbmarathonis geht quasi das Spielchen auf der gegenüberliegenden Seite wieder von vorne los.

Auch nach dieser Runde mit einer langen Steigung durch eine kleine Ansiedlung führt ein starkes Gefälle wieder zurück ins Tal. Mit ein paar aufmunternden Worten vom Streckenposten geht es nur noch wenige Kilometer auf der bereits vom Hinweg bekannten Strecke bis ins Ziel, und dort wartet doch …? Genau, das heftige Gefälle am Anfang hat sich erwartungsgemäß zu einem sehr fiesen Anstieg gewandelt. Nach fast zwei Stunden fehlte mir auf jeden Fall bisher bei jedem Diemellauf die Kraft in den Beinen, um die Gehpause zu vermeiden oder gar die insgesamt 260 Höhenmeter mit einem Schlussspurt zu finishen. Die Kraft ist weg, im Inneren des Läufers hat sich ein ganz besonderer Erosionsprozess eingestellt: Abbau der Muskelkraft.

Gott sei Dank weiß der Veranstalter genau wie man den läuferischen Erosionsprozess schnell wieder umkehrt. Ein großes Lob, ein beachtliches Kuchenbuffet und (alkoholfreier) Gerstensaft wirken Wunder. Im Ziel kann deshalb kein Zweifel darüber bestehen, was der Warburger SV hier präsentiert hat: eine gelungene Mischung aus Abbau und Aufbau!

Um unsere Website optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Website stimmst Du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen hierzu findest Du in der Datenschutzerklärung.