Ein interessantes Wettkampkonzept bieten die Macher um das Bunert-Team in der Corona-Zeit mit ihren Soloruns an. Während allenthalben virtuelle Läufe allenfalls ein wenig läuferische Standortbestimmung erlauben, findet ein Solorun im wahren Leben mit echten Läufern statt.

So auch am 26. Juni am Rande des Westfalenparks in Dortmund, dem in anderen Städten des Ruhrgebiets noch weitere folgen werden. Um den Infektionsschutz zu gewährleisten, starten maximal vier Läuferinnen und Läufer jeweils nebeneinander im Rhythmus von 30 Sekunden. Ca. 10 Minuten vor der individuellen Startzeit muss man sich deshalb in einem der Startlinie vorgelagerten Bereich einfinden und wird dann passend aufgerufen. Selbstverständlich ist bis zum eigentlichen Start eine Maske zu tragen (nicht am Arm und auch nicht um den Hals).  

Ruhrgebiet pur 

Dem Reiz eines echten Volkslaufs konnte ich mich nicht entziehen und ließ mich auf die Sache ein. Wie es sich im Ruhrgebiet gehört, verläuft die Strecke einerseits mit der Emscher und der ehemaligen Halde Hympendahl entlang prägender Stationen der Industriekultur. Andererseits konnte man aber auch im Kontrast dazu auf die Bauten moderner IT-Unternehmen blicken. Das Gelände selbst ist Zeichen für einen großen Wandel, da mit dem dortigen Phönix-Park ein Stück Natur und Leben in die Stadt geholt wird. Mittlerweile sollen auf dem Gelände der ehemaligen Halde sogar seltene Arten, wie die Kreuzkröte heimisch geworden sein. Nicht zuletzt durfte die Emscher dort wieder das Licht der Welt erblicken und sich vom Abwasserkanal zu einem sichtbaren Fluss entwickeln. Die gesamte Strecke ist dabei läuferisch durchaus anspruchsvoll, weil sie mit vielen Ecken daherkommt und einen kontinuierlichen Anstieg hat, der mit einem nur kurzen Gefälle aufgelöst wird. So hieß es, sich bei sommerlichen Temperaturen die Kräfte gut einzuteilen, was mir in diesem Fall einfach nicht gelingen wollte.  

Gedankenspiele 

Nach einem übermotivierten ersten Kilometer, stellte sich der Wettkampfflow nach der langen Pause in der Pandemie einfach nicht ein. Um aber nicht ständig mit mir und den Bedingungen zu hadern, versuchte ich mich abzulenken. Ist so ein Solorun nicht eine Analogie auf das wahre Leben? Wer auf den Beziehungsstatus „Solo“ verfällt, mag dessen herbeigesehnte Auflösung wie einen langen Lauf erleben, an dessen Rande ihn aufmunternde Rufe von klatschenden Zaungästen ereilen, die meist gut gemeint, aber doch nur geschmeichelt sind: „Du sieht gut aus“ oder „Du schaffst das“. Auch nähert man sich ständig Menschen, die von weitem betrachtet lohnend erscheinen, um dann festzustellen, sie können dem eigenen Tempo nicht mithalten. Umgekehrt erlebt man viele Begegnungen, wo die möglichen Partner an einem wortlos vorüberziehen. Und wie gut, dass wir beim Solorun laufend trainieren, die respektvolle Distanz von 150 cm auch in den anspruchsvollsten Situationen menschlichen Daseins unter allen Umständen einzuhalten. Häufig wähnt man sich bereits am Ende der Episode, um dann freundlich von Respektspersonen darauf hingewiesen zu werden, dass mindestens noch eine weitere Runde bevorsteht. Schlimm auch, wenn man feststellen muss, dass die Welt gelogen hat: Die Etappe zum ersehnten Ziel ist (etwa 500 Meter) länger als erhofft. Wann endlich, erreicht man sein Ziel? Bald. Die zweite Runde näherte sich trotz gedrosseltem Tempo unabwendbar ihrem Ende und die analogiebildende Kulisse des Soloruns wurde mit ihren vielen Gesichtern und der guten Stimmung wieder nachdrücklich zum belebenden Motivationskick, indem sie eines unzweifelhaft zeigte: wer solo läuft, läuft längst nicht allein! 

 

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