Nachfolgend ein Bericht von Michael Klasmeier:
Er schreibt dazu einleitend: " "auch wenn ich es diesmal auf den Brocken nicht geschafft habe.
Das war mein bisher zweites DNF, aber auch das gehört dazu."
 
Genau deswegen ist sein Bericht wirklich sehr lesenswert ! 
 
Es klappt nicht immer, ....... 

Am 18.02.2023 bin ich zu meiner 5. Brocken Challenge gestartet. Die Brocken Challenge ist ein Wohltätigkeitslauf über ca. 80km von Göttingen auf den Brocken mit 1900Hm. Eigentlich wäre es meine 6. Teilnahme gewesen, aber letztes Jahr war ich leider 3 Tage vorm Start Corona positiv und durfte natürlich nicht starten.

Wie üblich und verpflichtend gab es für alle Teilnehmer am Freitagabend das Briefing zur Strecke. Schnee sollte es erst auf den letzten 10 Km geben, mit Regen und Wind war zu rechnen, über die Menge war man sich nicht einig.

Pünktlich um 6 Uhr starteten 170 Läufer/innen in Göttingen mit Stirnlampen. Der Regen war auch schon da aber erträglich. Das Feld zieht sich sehr schnell auseinander. 44% sind „Novizen“ also das erste Mal dabei. Ich frage mich jedes Mal, wo die alle so schnell hinwollen. Der Weg ist noch lang und wird am Ende immer schwerer. Ich lief mein geplantes Tempo und quatschte immer mal wieder mit Mitläufern. Es regnete mal mehr, mal weniger und durch den Westwind kam der Regen meist von hinten. Immer wieder gab es aber auch kräftige Regenschauer und dann kam der Wind von allen Seiten. Die Strecke stieg nach dem tiefsten Punkt an der Rhumequelle bei KM30 stetig an und es ging wellig durchs Harzvorland. Kurz vor Barbis gab es wieder einen kräftigen Schauer und ich war froh mich am VP in der Garage unterstellen zu können.

In Barbis hatte ich die Marathondistanz nach gut 5,5 Stunden geschafft. Das ist im Prinzip etwas mehr als die Hälfte der Strecke aber die zweite Hälfte ist deutlich anstrengender. Als es nach Barbis wieder Regen gab habe ich einen Poncho über meine Regenjacke angezogen und es ging über teils sehr matschige Wege immer leicht bergauf. Unterwegs rief der Veranstalter an und fragte, wo ich denn wäre. Man hatte scheinbar übersehen meine Startnummer in Barbis abzuhaken. Aber gut zu wissen, dass sie darauf achten. Der nächste VP war ein Holzunterstand am Jagdkopf bei KM55. Kurz etwas gegessen und Wasser nachgefüllt. Danach gab es wieder einen Regenschauer aber jetzt mit richtig Wind da ich schon im Oberharz auf 600Hm war.

Die Nässe und der Wind kühlen einen sehr schnell aus und durch das langsame Tempo wird man von innen nicht mehr richtig warm. So langsam machte ich mir Gedanken, ob das bei den Wetterbedingungen zu schaffen ist. Beim nächsten starken Regenschauer mit Windböen habe ich entschieden das ich aussteigen werde. Bei den Bedingungen bin ich erfroren, bevor ich am Ziel auf dem Brocken bin. Mir war aber klar, dass ich, wenn ich aussteige keine Wechselsachen haben werde, denn die sind schon auf dem Brocken. Der nächste VP war Lausebuche bei KM63. Hier beendete ich den Lauf. Die Helfer am VP brachten mich gleich zum Johanniterwagen. Dort gab es eine Standheizung und ich bekam eine Rettungsfolie. Ich war patschnass und wurde natürlich immer kälter in den nassen Klamotten. Dieser Wagen war der Leitwagen der 7 Johanniterfahrzeuge für den Lauf und ich konnte am Funk mithören, was alles los war. Es waren schon einige ausgestiegen wegen der Witterung und am Brockengipfel gab es auch schon ernstere Notfälle. Das wollte ich für mich vermeiden und war zufrieden mit meiner Entscheidung aufzuhören. Aber wo sollte ich jetzt hin? In dem Johanniterwagen war nur noch Platz für einen weiteren Läufer. Auf Dauer konnte ich hier nicht bleiben.

Der Johanniter fand für mich eine Mitfahrgelegenheit nach Oderbrück wo zum Schluss alle Läufer wieder hinkommen, um mit dem Bus nach Göttingen zu fahren. Schnell in den Passat gewechselt und mit maximaler Heizung sind wir nach Oderbrück zur „Hochmoorbaude“ gefahren. Das ist das Skiheim vom Skiclub Hildesheim. Eingerichtet ist es wie eine Jugendherberge und nur mäßig geheizt. Ich saß im ersten Stock im Aufenthaltsraum in meinen nassen Sachen und einer Rettungsfolie. Ein trauriger Anblick. Mittlerweile weiß ich die Rettungsfolie zu schätzen, aber ich war trotzdem am Zittern. Mein Gepäck sollte mit dem nächsten Fahrzeug vom Gipfel kommen. Ich war nicht der Einzige der ausgestiegen war und die anderen hatten das gleiche Problem des fehlenden Gepäcks. Irgendwann hatte der Herbergsvater ein Einsehen und holte von irgendwoher 3 alte Bademäntel für uns. Wir haben erst komisch geguckt, aber das war besser als nichts. Mit dem Bademantel konnte man so langsam auch ein paar nasse Sachen ausziehen. Mein Gepäck kam natürlich nicht mit der nächsten Fahrt. Also warten und frieren. Irgendwann habe ich mich auf die Bank gelegt und gedöst.

Auch die nächste Fahrt brachte mein Gepäck nicht und so verging Stunde um Stunde. Ich hätte duschen können aber ohne trockene Sachen zum Anziehen brachte das nichts. Ab 19:30 trafen die ersten Finisher nach dem Rückweg vom Gipfel ein, um hier auf den Bus zu warten. Es wurde langsam voller und gegen 21:30 sollte der erste Bus fahren. Ich war mittlerweile schon relativ trocken, allerdings nicht meine Schuhe. Dann machten sich alle auf dem Weg zum Bus. Der „Bus-Einweiser“ telefonierte noch mal nach dem Gepäckfahrer. Es sollte in wenigen Minuten da sein! Der Bus hat extra 5 Minuten auf mich gewartet und als der Gepäckwagen eintraf war tatsächlich mit Gepäck dabei. Schnell 2 warme Oberteile angezogen und ab in den Bus mit nassen Schuhen aber wenigstens trockenen Socken. Gegen 22:30 waren wir in Göttingen und mit dem Taxi war ich dann um kurz vor 23 Uhr endlich am Hotel. Der Tag war ganz anders „gelaufen“ als geplant, aber jetzt bin ich auch um so eine Erfahrung reicher / klüger. Letztlich war es mein Fehler, dass ich auf besseres Wetter gehofft habe und deswegen nicht genügend Regenkleidung eingepackt hatte. Ich hatte gedacht ich würde mich im Nachhinein über das Aussteigen ärgern aber auch heute noch kann ich sagen es war die richtige Entscheidung. Das Wichtigste ist wieder gesund zurückzukommen.

Nächstes Jahr versuche ich es wieder.

Viele Grüße    Michael 

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