Zweifel, nahezu überkritische Sicht nach Innen und daraus folgender Motivationsmangel gehören zum Läuferleben dazu, wie die langweilige Hausrunde, übersüßes Sportlergel und zu enge Kompressionsstrümpfe.
Genauso alt wie dieses Problem, sind die vielen vermeintlichen Lösungen. Fragen wir deshalb am besten gleich die Psychologie: Motivation ist sichtbares Ausmaß und innere Bereitschaft, ein zielgerichtetes Verhalten dauerhaft zu zeigen, z.B. die langen Läufe in der Marathonvorbereitung oder schmerzhaftes Bahntraining. Um das durchzuhalten, braucht der gemeine Läufer tragfähige Motive, also gute Beweggründe dafür, der Bequemlichkeit zu entsagen. Motive wiederum sind an Wertvorstellungen über das Richtige im Leben gekoppelt. Die fallen aber nicht vom Himmel, sondern kommen von unseren Mitmenschen. Vor diesem Hintergrund müssen wir Läuferinnen und Läufer sehr dankbar dafür sein, dass sich jedes Wochenende selbst im dünn besiedelten Harlingerland zahlreiche Menschen verabreden, um ihre Werte zu feiern und gestenreich zu vermitteln. Das nennt man gemeinhin „Volkslauf“. Dieser Aufgabe stellte sich am letzten Samstag, das neue Organisationsteam des Wittmunder Klinkerlaufs vom MTV Wittmund. Dabei wurden keine Mühen gescheut, alle erforderlichen Zutaten für einen hohen Motivationsschub zusammenzustellen:
- Eine familiäre Atmosphäre mit typisch ostfriesischer Ruhe und Gelassenheit.
- Drei Distanzen von 5 KM, 10 KM und dem Halbmarathon in Kombination mit drei Läufen für die Nachwuchsstars sowie einer 7,5 KM-Strecke für die Walker machten das Wohlfühl-Angebot komplett.
- Die DLV vermessenen Strecken sind sorgfältig und flüssig zusammengestellt. Sie führen zum großen Teil durch die ca. 80% der zu Wittmund gehörenden, von alten Bäumen und Feldern gesäumten Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden.
- Am Ziel erwartet die Läuferinnen und Läufer ein gut gelaunter, freundlicher Moderator der jeden Finisher würdigt und zudem ein aktuelles Ergebnismanagement.
- Am wichtigsten aber: die mit viel Aufwand verbundene Ehrung in den Altersklassen.
Bei insgesamt 263 Finishern in den drei Hauptwettbewerben standen die Chancen beim Klinkerlauf statistisch betrachtet nicht gar so schlecht, zum guten Schluss eine besonders motivierende Würdigung zu erleben. Die jeweils drei Erstplatzierten durften dabei nicht nur auf das Siegertreppchen klettern, sondern bekamen sogar noch einen Sachpreis überreicht. Deutlicher kann man uns Läufern nicht zum Ausdruck bringen, um welche Werte es geht und das man auf dem richtigen Weg ist.
Um meine Chancen auf den dringend nötigen Motivationsschub zu erhöhen, startete ich in Wittmund erst beim 5 KM und anschließend beim 10 KM – Lauf. Die Rechnung ging auf. In meiner Altersklasse durfte ich in beiden Disziplinen eine Urkunde und ein rotes Handtuch für Platz 1 entgegennehmen. Diese Motivation im Doppelpack wird für die nächsten Monate reichen. So wurde aus dem Handicap des fortgeschritten Alters, ein echt klasse Alter!
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